Instrumente
Im täglichen Einsatz kommt den Instrumenten eine wichtige Rolle zu. Kaum ein Bereich der modernen medizinischen Arbeit lässt sich ohne Medizinprodukte umsetzen. Vom Adenotom über den Katheter bis zum Zungenspatel – Medizinprodukte gehören dazu. Auch bei ihnen spielt die richtige Desinfektion eine wichtige Rolle, um Infektionsrisiken zu minimieren und sowohl Anwender als auch Patienten nachhaltig zu schützen.
Die Medizinprodukteaufbereitung ist einer der Kernbereiche der Hygiene und steht im Fokus von Gesetzgeber und Prüfbehörden. Die Anforderungen in diesem Gebiet sind komplex, denn viele Medizinprodukte besitzen sehr spezifische Eigenschaften oder bestehen aus hoch sensiblen Materialien. Hersteller von Medizinprodukten sind daher verpflichtet, Angaben zur Aufbereitung zu machen.
Im Folgenden soll daher nicht auf einzelne Instrumente eingegangen werden; vielmehr bieten wir auf Grundlage unserer Expertise grundsätzliche Hinweise sowie Anleitungen zur Medizinprodukteaufbereitung.
Eine sichere Medizinprodukteaufbereitung trägt in hohem Maße zum Therapieerfolg bei. Mit B. Braun steht Ihnen ein zuverlässiger Partner zur Seite, der Sie mit systematisch abgestimmten Produkten und mit Rat und Tat unterstützt.
- Medizinprodukteaufbereitung
- Materialverträglichkeiten
- Kompatibilität
- Fragen und Antworten
Medizinprodukteaufbereitung
Wiederaufbereitungsschritte:
In Einklang mit gesetzlichen Vorgaben zum Schutz von Patienten und Anwendern und der Notwendigkeit, im Rahmen eines bewährten Hygienemanagements gleichbleibend hohe Qualität in der Umsetzung der einzelnen Aufgaben zu gewährleisten, empfiehlt es sich, für die sachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten folgende Einzelschritte zu beachten:
1. Vorbehandeln, Sammeln, Vorreinigen, gegebenenfalls Zerlegen
2. Transport zum Ort der Aufbereitung
3. Reinigung/Desinfektion, Spülung und Trocknung
4. Prüfung auf Sauberkeit und Unversehrtheit
5. Pflege und Instandsetzung
6. Funktionsprüfung
7. Gegebenenfalls Kennzeichnung
8. Verpacken und Sterilisation
Der Aufbereitungsprozess endet mit der dokumentierten Freigabe des Medizinproduktes zur Anwendung.
Einstufung von Medizinprodukten
Vor der Aufbereitung ist eine Risikobewertung und Einstufung jedes Medizinproduktes durchzuführen. Hierbei muss schriftlich festgelegt werden, ob, wie oft und mit welchen Verfahren es aufbereitet werden soll.
Bei der Einstufung werden Kategorien unterschieden, für die jeweils unterschiedliche Aufbereitungsschritte empfohlen werden:
- Unkritisch sind Medizinprodukte, die lediglich mit intakter Haut in Berührung kommen.
- Semikritisch A und B sind Medizinprodukte, die mit Schleimhaut oder krankhaft veränderter Haut in Berührung kommen.
- Kritisch A, B und C sind Medizinprodukte zur Anwendung von Blut, Blutprodukten und anderen sterilen Arzneimitteln sowie Medizinprodukte, die die Haut oder Schleimhaut durchdringen und dabei in Kontakt mit Blut, inneren Geweben oder Organen kommen, einschließlich Wunden.
RKI-Richtlinie „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“
Wahl der Reinigungsmittel und Aufbereitung
Bei der Aufbereitung von Medizinprodukten ist der Hersteller der Medizinprodukte verpflichtet, Angaben zu geeigneten Aufbereitungsverfahren zu machen. Häufig findet man dabei Formulierungen wie „Aufbereitung mit alkalischen Mitteln mit Tensidzusatz“, um die Nennung direkter Produktnamen zu vermeiden. Welche Reinigungs- und Desinfektionsmittel von B. Braun diesen Beschreibungen entsprechen, kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.
B. Braun-Desinfektions- und Reinigungsmittel zur manuellen oder maschinellen Aufbereitung:
Manuelle Medizinprodukteaufbereitung
Manuelle Reinigungs- und Desinfektionsverfahren müssen nach standardisierten Arbeitsanweisungen durchgeführt werden. Es sind nur Mittel und Verfahren einzusetzen, die auf das Medizinprodukt abgestimmt, d.h. dafür geeignet und materialverträglich sind.
Für die manuelle Reinigung und Desinfektion sind validierte standardisierte Verfahren einzusetzen, da die manuelle Aufbereitung von Medizinprodukten zu keinem schlechteren Ergebnis führen darf, als maschinelle Verfahren.
Maschinelle Medizinprodukteaufbereitung
Die maschinelle Aufbereitung muss mit validierten Verfahren erfolgen, hierfür stehen thermische oder chemothermische Verfahren zur Verfügung.
Die thermische Aufbereitung erfolgt bei Temperaturen >90° im Reinigungs-Desinfektionsgerät (RDG). Die Desinfektionswirkung erfolgt durch die Temperatur in Abhängigkeit der Einwirkzeit. Je nach Programm und RDG kommen dabei Reiniger, Neutralisationsmittel und Klarspüler zum Einsatz.
Medizinprodukte, die aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit temperaturempfindlich sind, werden chemothermisch, d.h. üblicherweise bei Temperaturen zwischen 50°C und 60°C mit einem Reiniger und zusätzlichem Desinfektionsmittel aufbereitet.
Produkte aus dem B. Braun-Sortiment für die maschinelle Aufbereitung finden Sie hier:
Materialverträglichkeiten
Grundsätzlich muss die Aufbereitung von Medizinprodukten unter Berücksichtigung der Herstellerangaben erfolgen. Nur so kann gewährleistet werden, dass Instrumente mit den geeigneten Wirkstoffen aufbereitet werden; gleichzeitig sichert man so den Werterhalt des Arbeitsmaterials.
Als Orientierungshilfe in Fragen der Materialverträglichkeit von B. Braun-Instrumentendesinfektionsmitteln kann die nachfolgende Übersicht dienen.
Materialverträglichkeit der B. Braun-Instrumentendesinfektionsmittel
Aesculap Online-Service
Eine schnelle und umfassende Information über die richtige Aufbereitung der Instrumente bietet Aesculap: Sobald man sich im B. Braun Extranet angemeldet hat, kann nach Eingabe der Artikelnummer des Instrumentes die jeweilige Anleitung zur Aufbereitung aufgerufen werden.
Eine sichere Kombination: Aesculap und B. Braun
Alle B. Braun-Instrumentendesinfektionsmittel sind hinsichtlich der Materialverträglichkeit mit Aesculap-Instrumenten getestet.
Kompatibilität
Beim Einsatz von Instrumenten- und Flächendesinfektionsmitteln in der täglichen Praxis ist die Auswahl der Desinfektionsmittelwirkstoffe von besonderer Bedeutung. Neben der unterschiedlichen Eignung für bestimmte Materialien und dem unterschiedlichen Wirkungsspektrum ist darauf zu achten, dass die Wirkstoffe der eingesetzten Produkte miteinander verträglich sind, um ungewünschte Reaktionen zu verhindern.
Inkompatibilität von aldehyd- und aminhaltigen Desinfektionsmitteln
Besonders kritisch ist der gemeinsame Einsatz von aldehyd- und aminhaltigen Desinfektionsmitteln. Diese beiden Wirkstoffgruppen reagieren miteinander und führen zu irreversiblen bräunlichen Verfärbungen. Dies spielt besonders beim Wechsel von Desinfektionsmitteln eine Rolle. Es empfiehlt sich, bei einer Wirkstoffgruppe zu bleiben bzw. zu gewährleisten, dass vor dem Einsatz des neuen Produktes alle Rückstände sicher abgespült werden.
Inkompatibilitäten beim Einsatz von Flächen- und Instrumentendesinfektionsmitteln
Weniger bekannt ist die Problematik von Inkompatibilitäten der beiden Wirkstoffgruppen beim Einsatz von Flächen- und Instrumentendesinfektionsmitteln auf unterschiedlicher Wirkstoffbasis. Auch hier kann es zu Verfärbungen kommen, wenn z. B. die Arbeitsflächen mit einem aldehydhaltigen Flächendesinfektionsmittel desinfiziert wurden und bei der Aufbereitung von Instrumenten Tropfen der aminhaltigen Instrumentendesinfektionslösung auf diese Flächen gelangen.
B. Braun-Kompatibilitätsliste
Um beim Einsatz der B. Braun-Desinfektionsmittel sicher die richtige Wahl treffen zu können, ist die Kompatibilitätsliste ein wichtiges Hilfsmittel. Hier sieht man auf einen Blick, welche Produkte unbedenklich nebeneinander bei der täglichen Arbeit eingesetzt werden können und welche Präparate nicht miteinander kompatibel sind.
FAQ's
Wie sind die Standzeiten von Instrumentendesinfektionsmitteln?
Die Standzeiten sind abhängig vom einzelnen Produkt und beim jeweiligen Hersteller des Desinfektionsmittels zu erfragen. Der Verbund für Angewandte Hygiene e. V. (VAH) empfiehlt, Gebrauchslösungen grundsätzlich mindestens arbeitstäglich zu erneuern.
Längere Standzeiten sind nur zulässig, wenn der Hersteller durch Gutachten nachweisen kann, dass die Wirksamkeit auch bei einer sichtbaren Belastung mit Blut über einen längeren Zeitraum gegeben ist.
Was ist bei einem Wechsel des Instrumentendesinfektionsmittels zu beachten?
Bei dem Gebrauch von Instrumentendesinfektionsmitteln über einen längeren Zeitraum ist es möglich, dass Rückstände der Wirkstoffe auf den Instrumenten und Aufbereitungsutensilien (Instrumentenwannen) verbleiben oder bei weichen Oberflächen (z. B. flexible Endoskope) in die Materialien migrieren. Bei einem Wechsel der Aufbereitungsmittel müssen diese Rückstände vor dem Einsatz des neuen Produktes entfernt werden, damit es zu keinen chemischen Unverträglichkeitsreaktionen kommt.
Folgendes Vorgehen empfiehlt sich:
- Instrumente und Instrumentenwannen inklusive Aufbereitungsutensilien mit Wasser und einem Reiniger wie z. B. Helizyme® reinigen; flexible Endoskope mit Bürsten gemäß Herstellerempfehlung reinigen.
- Gründlich mit Wasser nachspülen, bis kein Schaum im Spülwasser mehr entsteht – bei Endoskopen die Kanäle nicht vergessen.
- Die Oberflächen mit einem alkoholgetränkten Tuch (z. B. 70 % Isopropylalkohol) abreiben und bei Endoskopen die Kanäle unter Beachtung der Herstellerangaben mit der alkoholischen Lösung durchspülen.
Die Schritte 2 und 3 empfehlen sich besonders dann, wenn das neue Instrumentendesinfektionsmittel auf anderen Wirkstoffen als das bisherige basiert. Bei einem Wechsel von aldehydhaltigen auf aminhaltige Produkte und umgekehrt können die Wirkstoffe miteinander reagieren und zu rötlich-braunen Verfärbungen führen.
Ist neben der manuellen Desinfektion auch eine maschinelle Aufbereitung im Reinigungs- und Desinfektionsgerät für Endoskope vorgesehen, so ist die Kompatibilität aller Aufbereitungsmittel (sowohl maschineller wie auch manueller) sicherzustellen.
In der folgenden Tabelle werden die gebräuchlichsten Bezeichnungen von aldehydischen Wirkstoffen und Aminen aufgeführt:
Wirkstoffgruppe | Aldehyde | Amine |
---|---|---|
Formaldehyd | Cocospropylendiamin | |
Formacetale | Cocospropylendiamin-guanidindiacetat | |
Glutardialdehyd | Alkylamin | |
Glutaraldehyd | Laurylpropylendiamin | |
Glutaral | Dodecylbispropylentriamin | |
Glyoxal | Glucoprotamin | |
1,6-Dihydroxy-2,5-dioxahexan | Alkylpropylendiamin | |
Methanal | Bis(aminopropyl)laurylamin | |
Bernsteinsäure-dialdehyd | N-(3-aminopropyl)-N-dodecylpropan-1,3-diamin |
Achtung: Wirkstoffe aus der Gruppe der Aldehyde sind mit Wirkstoffen der Amine nicht kompatibel; gründliche Reinigung vor Produktwechsel notwendig!