Stomakomplikationen Welche gibt es?

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Welche Komplikationen können auftreten?

Viele Komplikationsrisiken kann man durch gezielte Prävention in Chirurgie, Pflege und Versorgung reduzieren. Ziel dieses Abschnittes ist es, Stomatherapeuten und Mediziner für diese Komplikationen zu sensibilisieren, damit sie ihnen effektiv vorbeugen und sie gegebenenfalls frühzeitig erkennen sowie therapieren können.

Die Ursachen für Komplikationen sind divers. Häufig liegen Anwendungsfehler, falsches Versorgungsmaterial, Begleittherapien (Strahlentherapie, Chemotherapie) oder die Operationstechnik zugrunde.

Im Folgenden werden verbreitete Komplikationen aufgeführt und im Detail beschrieben.

Allergische Reaktion

Symptomatik
Eine allergische Kontaktreaktion erscheint immer mit einer scharf umgrenzten Rötung der Haut. Im weiteren Verlauf kann es zu einer diffusen Rötung um das Allergiegebiet kommen. Die Patienten geben Juckreiz bis hin zu Schmerzen an.

Therapie
Die Therapie besteht hier vor allem in der Erkennung des allergieauslösenden Stoffes und der Vermeidung respektive Entfernung dieser Substanz. Oftmals hilft schon ein Wechsel des Versorgungsmaterials.

In schweren Fällen kann eine lokale Anwendung von wässrigen Steroidlösungen (Cortison) notwendig sein, die vom Arzt angewiesen werden muss.

Prävention
Um einer allergischen Reaktion vorzubeugen, ist eine ausgiebige Anamnese wichtig. Es empfiehlt sich außerdem auf die Wahl latexfreier Produkte zu achten (z. B. Softima®-Produktfamilie).

Blutungen

Blutungen sind nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge. Das Reinigen des Stomas führt häufig zu leichten oberflächlichen Schleimhautblutungen.
Vor allem bei einer Antikoagulantientherapie können Blutungen auftreten.

Trotzdem sollten Blutungen immer genau inspiziert und dokumentiert werden.
Bei schwereren Blutungserscheinungen ist der Arzt zu konsultieren.

Behandlung
Die ersten Maßnahmen bei Eintritt einer Blutung sind Kühlung und gute Beobachtung. Eine nicht zu beherrschende Blutung kann eine Neuanlage des Stomas erforderlich machen.

Ursachen
Blutungen können durch Verletzungen bei der Reinigung der Schleimhaut, bei der Rasur, durch den Sicherheitsgurt bei Autounfällen oder durch scharfkantiges Versorgungsmaterial verursacht werden.

Follikulitis

Die Follikulitis beschreibt eine fleckige, entzündliche Veränderung der Haut. Hervorgerufen wird diese durch eine Haarbalgentzündung. Damit zählt die Follikulitis zu der Gruppe der infektiösen Hautkomplikationen.

Behandlung
Bei solch einer Hautreaktion ist vor allem eine gute Hautpflege wichtig. Falsch ist es, diese Follikulitis mittels Cremes zu behandeln, da in der Folge die Basisplatte nicht mehr haftet.

Bei Erkennung der Follikulitis gilt es, die parastomale Haut sorgfältig zu rasieren. Haare, die direkt am Übergang von Haut und Schleimhaut wachsen, werden mit der Schere vorsichtig gekürzt. Eine ausgiebige Hauthygiene sollte hier Anwendung finden. Eine Reinigung mit Prontosan® fördert die Abheilung der entzündeten Follikel.

Prävention
Um einer erneuten Follikulitis vorzubeugen, muss der Patient sorgfältig zur Stomahygiene angelernt werden. Bei den Basisplatten sollten nur Modelle mit komplettem Hautschutz zum Einsatz kommen (z. B. Softima®-Produktfamilie). Lokale Antiseptika können nach Arztanordnung angewendet werden.

Ursachen
Meist wird diese Komplikation durch Staphylokokken oder Streptokokken hervorgerufen. Ursache hierfür sind meist mangelnde Hygiene oder schlechte Rasur der parastomalen Haut. Durch eine mangelhafte Rasur werden beim Versorgungswechsel die Haare mit dem Entfernen der Basisplatte aus der Haut gerissen.

Hernie

Die Hernie ist die häufigste Stomakomplikation. Sie betrifft 40–50 % aller Kolostomieträger. Der Begriff bezeichnet einen Bruch der Bauchwand, der eine peri- oder parastomale Bauchdeckenvorwölbung zur Folge hat.

Symptomatik
Neben der Bauchdeckenwölbung treten Stuhlentleerungsstörungen bis hin zum mechanischen Ileus auf. Im Verlauf berichten die Patienten auch über Schmerzen.

Therapie
Eine Hernie kann konservativ durch Anlegen einer Leibbinde oder eines Mieders behandelt werden.

Eine Alternative ist die Revision oder das Verlegen der Anlage auf die andere Körperseite im Rahmen eines operativen Eingriffs. Auch die Implantation eines Herniennetzes wird angewandt.

Betroffene sollten keine konvexe Versorgung erhalten.

Prävention
Einer Hernie kann man mit einer sorgfältigen OP-Technik vorbeugen. Der Patient sollte nicht zu schwer heben. Auch ist auf eine Optimierung des Körpergewichtes zu achten. Bei Patienten mit einer Gewebsschwäche kann der Arzt eine Bandage zur Unterstützung der Bauchmuskulatur verordnen.

Ursachen
Während der Operation kann schon durch eine zu weit präparierte Durchtrittsstelle an der Faszie oder durch die Stomaanlage in der Inzisionsnaht der Grundstein für eine Hernie gelegt werden.

Auch der Patient kann die Ausbildung einer Hernie begünstigen: durch zu frühe und zu starke Belastung der Bauchdecke oder durch Gewichtszunahme, die eine Steigerung des intraabdominellen Drucks verursacht.

Weiterhin können eine Bindegewebsschwäche des Patienten, eine Infektion mit sekundärer Wundheilung, die Anlage außerhalb des Rectusmuskels oder andauernder Husten durch eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung Ursache einer Hernienentwicklung sein.

Mykose

Unter einer Mykose versteht man eine Pilzinfektion der parastomalen Haut.

Symptomatik
Bei der Mykose entwickeln sich einzelne, kleine rote Papeln und Pusteln. Zusätzlich sind weiße schuppige Hautveränderungen zu beobachten. Im Unterschied zur Follikulitis stellen sich die Rötungen extrafollikulär ein. Die Streuung auf der Haut ist meist sternen- oder satellitenartig. Betroffene geben Juckreiz, Brennen oder Schmerzen unter der Haftplatte an.

Therapie
Um die Mykose therapieren zu können, sollte ein Abstrich erfolgen. Da Cremes nicht zum Einsatz kommen können, sollte die betroffene Haut mit antimykotischen Suspensionen behandelt werden. Bei den Hautschutzprodukten ist darauf zu achten, dass diese wasserbindend sind, um die Haut möglichst trocken zu halten.

Eine sorgfältige Stomahygiene ist ebenso unabdingbar. Dazu zählt vor allem die exakte Anpassung der Versorgung. Je nach Schwere und Ausbreitung der Mykose kann eine Mitbehandlung des Magen-Darm-Traktes nötig sein.

Ursachen

Ursachen für Mykosen sind Feuchtigkeit oder ein zerstörter Säureschutzmantel der Haut durch falsche Pflegeprodukte, mangelnde Stomahygiene oder eine zu lange Tragedauer. Eine abgeschwächte Abwehrlage durch Strahlen-/ Chemotherapie, Diabetes mellitus oder eine HIV-Erkrankung sind weitere potenzielle Ursachen.

Nahtdehiszenz

In seltenen Fällen kommt es postoperativ zu einer teilweisen bis kompletten Ablösung des Stomas von der Haut. Die Wundränder klaffen auf.

Behandlung
In erster Linie wird versucht, eine sekundäre Heilung zu forcieren. Dies kann mittels Auffüllen der Dehiszenz mit hydrokolloidem Puder und Abdichtung z. B. mit einem PU-Schaum erfolgen.

Ursachen
Gründe hierfür können entzündliche Prozesse und Wundheilungsstörungen sein. Aber auch ein zu eng eingenähtes Stoma, nicht geeignetes Nahtmaterial oder schlecht fixierte Nähte führen potenziell zu Dehiszenzen. Eine zu enge Versorgung kann eine Nahtdehiszenz ebenfalls begünstigen.

Nekrosenbildung

Als Nekrosen bezeichnet man abgestorbene Gewebebezirke. Hierbei handelt es sich um eine postoperative Komplikation. Durch Membrandefekte tritt der Zellinhalt in seine Umgebung aus und verursacht eine Entzündungsreaktion.

Behandlung
Im Falle einer Nekrosenbildung ist der Operateur zu informieren. 

Bei Nekrosenbildung sollte das Stoma mehrmals täglich kontrolliert werden. Die Stomaversorgung ist zu überdenken und gegebenenfalls zu optimieren. In gravierenden Fällen muss ein nekrotisiertes Stoma operativ revidiert und ggf. neu angelegt werden.

Ursachen
Denkbare Ursachen sind eine operationsbedingt mangelhafte Durchblutung, eine Einschnürung durch enge und starre Stomaversorgung oder eine Stenosierung der Durchtrittsstelle an der Bauchdecke.

Polypenbildung

Unter Polypen werden beerenartige Wucherungen an der Darmschleimhaut oder aber auch am Übergang von Haut zu Schleimhaut verstanden. Differenzialdiagnostisch werden Pseudopolypen unterschieden. Diese erscheinen glasig und beerenartig. Pseudopolypen können eine weißliche Plaque auf der Schleimhaut bilden.

Prävention
Eine schonende Reinigung und eine sorgfältige, gut angepasste Versorgung kann der Polypenbildung vorbeugen.

Therapie
Pseudopolypen können mittels Elektrokoagulation oder ätzender Substanzen (z. B. Höllensteinstift, Albothyl® etc.) entfernt werden. Bei echten Polypen sollte vor der Entfernung oder aber direkt bei der Abtragung unbedingt eine histologische Analyse erfolgen, um eine karzinogene Pathogenese auszuschließen.

Ursachen
Ursachen sind vor allem ein Scheuern bei der Reinigung oder mechanische Reize durch das Versorgungsmaterial. Eine zu eng ausgeschnittene, nicht entgratete Basisplatte begünstigt die Polypenbildung ebenfalls.

Prolaps

Als Prolaps wird das „Vorfallen“ eines Organs – in diesem Fall des Darms – aus seiner physiologischen Lage bezeichnet. Der Darm schiebt sich durch das Stoma nach außen.

Hierbei muss zwischen einem „echten“ Prolaps und einer physiologischen Mukosavorwölbung unterschieden werden. Handelt es sich um einen „echten“ Prolaps, bildet sich die Darmvorwölbung in der Regel nicht zurück. Zur sicheren Bestimmung eines Prolaps ist die exakte Dokumentation des Ursprungszustandes erforderlich, um Veränderungen feststellen zu können.

Risiken
Im Vordergrund dieser Komplikation stehen die erschwerte Versorgung des Stomas, die Gefahr der Einklemmung des Darmes (Inkarzeration) mit Nekrosenbildung und die Blutungsneigung.

Symptomatik
Erkennbar ist der Prolaps durch eine Ausstülpung des Darmes durch das Stoma. Bei doppelläufigen Anlagen ist der Prolaps meist asymmetrisch, d. h. nur eine Hälfte der Anlage prolabiert.

Prävention
Vorbeugend sollten die Patienten schweres Heben vermeiden. Ärzte können dieser Komplikation durch eine adäquate Operationsform vorbeugen.

Therapie
Behandelt wird der Prolaps entweder durch eine operative Korrektur oder konservativ durch das Tragen einer maßgefertigten Prolapskappe (Cave: kann Drucknekrosen provozieren!). Hierbei sollte auf eine adäquate Anpassung und eine engmaschige Kontrolle der Stomaschleimhaut geachtet werden.

Ist eine operative Sanierung nicht möglich, sollte keine konvexe Versorgung verwendet werden. Darüber hinaus sollten großvolumige Beutel genutzt und der Hautschutz sternförmig eingeschnitten werden, damit dieser flexibler ist.

Ursachen
Ursächlich für die Entstehung eines Prolaps sind eine unzureichende Fixierung des Darmes, eine Steigerung des intraabdominellen Drucks – z. B. in Form einer starken Gewichtszunahme – sowie Tumorprozesse im Abdominalbereich.

Pseudoepitheliale Hyperplasie

Die Vergrößerung des Organs oder Gewebes durch Zunahme der Zellzahl wird als Hyperplasie bezeichnet.

Symptomatik
Die pseudoepitheliale Hyperplasie (kurz: PEH) ist durch weiße aufgequollene Hautareale gekennzeichnet. Zusätzlich finden sich braun-bläuliche, manchmal auch graue, harte Beläge. Diese Gebiete sind in der Regel nicht schmerzempfindlich, können aber leicht bluten.

Behandlung
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt eine exakte Anpassung der Versorgung. Durch eine zweiteilige Versorgung kann die Reizung der Haut minimiert werden. In bestimmten Fällen kann eine konvexe Versorgung angezeigt sein. Darüber hinaus empfehlen sich sogenannte Matrixverstärker (Stomapaste, Hautschutzringe, Modellierstreifen etc.).

Ursachen
Die sogenannte „Waschfrauenhaut“ entsteht durch eine Sättigung an Feuchtigkeit der Haut (Interstitium quillt auf). Mögliche Ursachen sind weiterhin chronische Hautfeuchtigkeit (z. B. durch zu großen Hautschutzausschnitt), undichte Versorgungen, starke Schweißbildung, Anlagen auf Hautniveau und zu lange Wechselintervalle.

Retraktion

Eine Stomaretraktion liegt bei Einziehen des Stomas unter das Hautniveau vor. Dies zieht das Risiko einer Peritonitis nach sich.

Behandlung
Geringe Retraktionen können durch eine konvexe Basisplatte ausgeglichen werden. Bei starker Retraktion ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.

Ursachen
Als mögliche Ursachen gelten Stomanekrosen, eine unzureichende Fixation und eine intraoperative Darmmobilisation.

Bei einigen wenigen Operationen kann es aufgrund fehlender OP-Alternativen zu einer retrahierten Stomaanlage kommen.

Stenose

Die Stenose beschreibt eine Verengung des Stomas bis zum Verschluss.

Symptomatik
Eine Stenose zeichnet sich vor allem durch das Absetzen sogenannter „Bleistiftstühle“ aus. Dazu kommen paradoxe Diarrhöen (Dyschezie = isolierter Stuhlverhalt) oder Stuhlentleerungsstörungen. Die Patienten verspüren oftmals eine vermehrte Gasbildung, explosionsartige Stuhlgänge und dünnflüssige Stuhlabgänge.

Das Stoma lässt sich in der Regel nicht mehr mit dem kleinen Finger des Betroffenen palpieren. Der Gesamtdurchmesser verringert sich auf unter 10-15 mm. Durch eine ausgeprägte Stomabeobachtung kann man die Stenosenbildung rechtzeitig erkennen.

Therapie
In der Regel muss das Stoma neu angelegt werden. Nur wenn dies nicht möglich ist und die Stenose palliativ beseitigt werden soll, kann diese bougiert werden. Eine Bougierung führt allerdings zu Mikroläsionen, die eine Stenosierung begünstigen.

Um die Stuhlpassage zu erleichtern, kann dem Patienten Laktulose gegeben werden, wodurch der Stuhl weicher wird.

Ursachen
Mögliche Ursachen für eine Stenose sind Narbenbildung, zu enge Faszien oder Hautexzision, eine retrahierte Anlage, Tumorerkrankungen oder chronisch entzündliche Erkrankungen.

Stomaödem

Postoperativ bildet die Darmwand eine ödematöse Schwellung aus.
Die Schwellung sollte binnen vier bis sechs Tagen detumeszieren, spätestens nach Extraktion der Fremdkörper (Nahtmaterial, Reiter etc.).

Symptomatik
Ein Ödem zeichnet sich durch glasige, aufgequollene, glänzende, aber nicht schmerzhafte Schleimhaut aus. Diese ist in der Regel gut durchblutet. Es kommt gegebenenfalls zu einem Lymphstau.

Behandlung
Druck auf das Stoma und zu häufiger Versorgungswechsel sind zu vermeiden. Sollte das Ödem länger bestehen, ist der Operateur zu informieren.

Ursache
Zum postoperativen Stomaödem kommt es aufgrund vermehrter Flüssigkeit zwischen den Gewebszellen. Neben dem normalen postoperativen Ödem kann es auch aufgrund einer Stenosierung zur Ödembildung kommen.